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Freitag, 1. Dezember 2017

"Leben und leben lassen"

... eine simple Aussage, die die meisten von uns so wahrscheinlich unterschreiben würden. Das klingt auch nur plausibel: Weshalb sollten uns die persönlichen Vorlieben, die Religion, Sexualität oder der Modegeschmack anderer Personen etwas angehen? Es betrifft uns schließlich nicht.
  Und sind solche Ausprägungen problematisch, finden sie ihre Einschränkungen in der Form von Gesetzen. Denken wir. Dass das nicht immer der Fall ist, wird manchmal vergessen.

Es ist nicht an uns, jemanden zu verurteilen, wenn er wie ein Schlot raucht, aber sobald er dadurch seinen Mitmenschen schadet, sollten klare Grenzen gesetzt werden.
 Es hat uns auch nicht zu interessieren, zu welcher Konfession sich jemand bekennt, aber sobald er diese als Rechtfertigung sieht, um sich für die Unterdrückung von Frauen oder Homosexuellen einzusetzen, sollten ebenfalls Grenzen gesetzt werden.

Beispiele dieser Art lassen sich auf alle Bereiche beziehen, weil fast alles, was wir tun, Auswirkungen auf unsere Umwelt haben. Eine entscheidende Rolle spielt hier auch unser Konsum: Was essen wir? Was tragen wir? Wie viel schmeißen wir weg?
Was für eine Art von Industrie unterstützen wir mit unserem Kauf?

Hier werden wir fast überall zur Feststellung gelangen, dass unser Konsum negative Auswirkungen für andere hat- ob Menschen, andere Tiere oder Pflanzen.
Dass viele unserer Kaufentscheidungen höchst unmoralisch sind- zumindest wenn man sich bewusst ist, was man damit unterstützt.

Wir werden aber auch feststellen, dass es nicht sehr realistisch ist, unser ganzes Leben vom einen auf den anderen Tag umzukrempeln und nur noch von Luft und Liebe zu leben.

Womöglich ist das aber auch gar nicht nötig.
Wäre es nicht viel sinnvoller, wenn jeder für sich einen Weg findet, um die negativen Auswirkungen, die wir für andere verursachen, zu reduzieren? Kleine Schritte zu machen ist schließlich wirksamer als gar keine Schritte zu machen. Es geht nicht darum, perfekt zu sein.

Das mag sich in unterschiedlichen Formen äußern: Wir können auf Pappbecher für Coffee To-Go verzichten, indem wir unseren eigenen Behälter mitnehmen. Wir können auf bestimmte Lebensmittel verzichten. Wir können in verpackungsfreien Supermärkten einkaufen gehen. Wir können unser Fahrrad benutzen statt das Auto. Wir können unsere Wohnung etwas weniger warm heizen.

Wenn viele Menschen kleine Schritte gehen, sind sie letzten Endes doch gemeinsam einen großen gegangen, was viel wert ist.

Und so ist die Kritik an der Aussage "leben und leben lassen" weniger ein Aufruf dazu, bestimmte Menschen für ihr Verhalten mit negativem Einfluss auf ihre Umwelt, zu verurteilen, als ein Appell an uns selbst: Dass wir unsere eigenen Gewohnheiten hinterfragen, kritisieren und versuchen, mit kleinen Schritten in die richtige Richtung zu gehen.

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